Les Complices* freuen sich ganz besonders, hiermit den Release der Publikation Unmade Film von Uriel Orlow ankündigen zu dürfen. Die Publikation ist in enger Zusammenarbeit zwischen dem Künstler, Les Complices* und edition fink, Zürich, entstanden und wird hier nun erstmals präsentiert.
Ausgangspunkt der unter dem Titel Unmade Film versammelten Serie von Werken ist die Psychiatrische Klinik Kfar Sha'ul in Jerusalem. Eröffnet im Jahr 1951 in den überbleibenden Häusern des palästinensischen Dorfes Deir Yasssin, das im April 1948 bei einem Massaker von paramilitärischen, zionistischen Einheiten entvölkert worden war, spezialisierte sich die Klinik anfangs auf die Behandlung von Holocaust-Überlebenden – einschliesslich einer Verwandten des Künstlers. Die räumliche und biografische Überlagerung der Katastrophen des Holocaust und der Nakba und die damit verbundenen geschichts- und erinnerungspolitischen Blinden Flecken, die psychologischen Dimensionen von Trauma und Heimsuchung und deren (Un-)Sichtbarkeiten bilden die Grundlage dieses Versuchs multiple, teilweise widersprüchliche Narrationen präsent zu halten ohne sie direkten Vergleichen zu unterziehen.
Unmade Film entstand in einer zweijährigen Recherche- und Produktionszeit zwischen 2011 und 2013. Die Arbeit und ihre unterschiedlichen Elemente entwickelten sich aus dem Austausch und aus Kollaborationen mit Psycholog_innen, Psychiatrieangestellten, Historiker_innen, Musiker_innen, Schüler_innen, Amateurschauspielenden, Kurator_innen sowie weiteren involvierten Personen.
Ein fortlaufender Dialog zwischen Andrea Thal und Uriel Orlow führte zu der nun vorliegenden Publikation, die parallel zu den künstlerischen Arbeiten entstand. Drei modulare und erweiterte Ausgaben gingen dieser voraus und sind in ihr zusammengefasst und um neue Beiträge erweitert. Die vorausgehenden Ausgaben entstanden 2013 zu Ausstellungen von Unmade Film bei Al-Ma'mal Foundation for Contemporary Art in Jerusalem, Centre culturel suisse in Paris und Les Complices* in Zürich. Die Publikation führt damit auch die im Rahmen der Ausstellung The Production Office von Uriel Orlow und den damit zusammenhängen Workshops aufgenommenen Fragen und Diskussionen weiter.
Zudem präsentiert Uriel Orlow an dem Abend die Lecture Performance Unmade Film: The Proposal. In dieser letzten Arbeit von Unmade Film, kehrt der Künstler zu den Anfängen des Projektes zurück. Als rück- und vorwärtsblickender Vorschlag für einen möglichen Film verbindet The Proposal Orlows Familiengeschichte, das Dorf Deir Yassin und Fragen zu Erzählstrukturen und der schlussendlichen Unmöglichkeit des Herstellens eines Films. Das Live-Format montiert das Erzählen von Geschichte, Autobiografie, und die Befragung des Mediums mit dem Akt der Zeugenschaft auf Seiten des Publikums.
Unmade Film
Uriel Orlow
Herausgegeben von Andrea Thal und Uriel Orlow
Textbeiträge von Erik Bullot, Yoa’d Ghanadry, Avery Gordon, Esmail Nashif, Ilan Pappé, Hanan Toukan, Andrea Thal und Uriel Orlow (dt./engl./franz./arab.)
Gestaltung Sonja Zagermann, Georg Rutishauser, Zürich
272 Seiten Textteil, 24 x 17 cm, 164 Seiten Bildteil mit 190 Abb., davon 108 in Farbe, 28 x 22 cm, Fadenheftung, Broschur, 2 Bände in losem Umschlag
edition fink, Zürich
Verlag für zeitgenössische Kunst
www.editionfink.ch
ISBN 978-3-03746-178-5
Links: www.urielorlow.net
Die Publikation Unmade Film konnte danke der Unterstützung von Pro Helvetia, Swiss Arts Council, Al-Ma’mal Foundation for Contemporary Art, Centre culturel suisse, Les Complices*, george foundation, Bergen Assembly, John Hansard Gallery, British Council, University of Westminster und der Erna und Curt Burgauer Stiftung realisiert werden.