Anhand von Angelina Maccarones Film Verfolgt (D 2006, 87’, 35mm, s/w) soll an diesem Abend der Frage nachgegangen werden, wie die heteronormative Ordnung dazu zwingt, "sexuelle Arbeit" an den Übergängen von Macht und Gewalt zu leisten und welche Möglichkeiten S/M-Praxen bieten, eingespielte Formen der Herrschaft umzuarbeiten.
Aus dem Betreuungsverhältnis zwischen der 52jährigen Bewährungshelferin Elsa (Maren Kroymann) und ihrem 16jährigen Probanden Jan (Kostja Ullmann) entwickelt Verfolgt eine virtuose Verflechtung dreier Beziehungskonstellationen: einer ehe-ähnlichen heterosexuellen Partnerschaft, einer S/M-Beziehung der beiden Protagonist_innen sowie den sexualisierten Machtdynamiken einer Jugend-WG. Obwohl es sich auf den ersten Blick überwiegend um heterosexuelle Bezüge handelt, soll in der genauen Auseinandersetzung mit einzelnen Filmszenen herausgearbeitet werden, dass die Dynamiken des Geschehen dann am besten zu verstehen sind, wenn queer-feministische Auffassungen des Begehrens ins Spiel gebracht werden. Besondere Aufmerksamkeit gilt hierbei der Frage, inwiefern es gelingt, gewaltförmige Verhältnisse, die durch Traditionen und Institutionen abgesichert sind, in der sexuellen Praxis zu durchkreuzen, so dass für alle Beteiligten neue Erfahrungen der Handlungsmächtigkeit entstehen. Was bedeutet es, die eigene Beteiligung an Gewaltverhältnissen anzuerkennen, um Gewalt zu begrenzen oder zu verhindern?
Antke Engel widmet sich als feministische Queer Theoretikerin und Philosophin der VerUneindeutigung von Geschlechtern, Sexualitäten, Kategorien und gesellschaftlichen Verhältnissen. Sie leitet das Institut für Queer Theory, das seit 2006 Projekte im Feld kultureller Politiken initiiert. Zwischen 2003 und 2005 war sie Gastprofessorin für Queer Studies an der Universität Hamburg, 2007-2009 hat sie als Research Fellow am Institute for Cultural Inquiry (ICI-Berlin) ihr neues Buch verfasst: Bilder von Sexualität und Ökonomie. Queere kulturelle Politiken im Neoliberalismus (Bielefeld 2009). Sie lebt in Berlin und ist freiberuflich in Wissenschaft und Kulturproduktion tätig.
Links: www.queer-institut.de