Down & Up The Rabbit Hole
Die Kollaboration Down & Up the Rabbit Hole ist der Beginn einer Reise. In der komplexen Struktur tief unten im Rabbit Hole (Hasenbau) können mehrere Kammern sowie Ein- und Ausgänge existieren. Dies eröffnet einen Möglichkeitsort, der im ersten Augenblick verwirrend, düster und bedrohlich wirken kann. Dieser ermöglicht aber auch, die Linearität von Wissen zu durchbrechen, dieses Wissen zu verlernen und sich selber zu ermächtigen. Der Beginn und das Ende einer Reise also, auf welcher Mikropolitiken der Gefühle aufgegriffen und die Ambivalenzen von Glück hinterfragt werden.
Hintergrund dieser Ausstellung bilden unter anderem theoretische Ansätze der Denker_innen Ann Cvetkovich und Sara Ahmed. Vermeintlich individuelle Gefühle zu politisieren ist dabei ein zentraler Punkt, den die drei Künstler_innen, Ingrid Käser, Mariska Keller und Sascha Emmett in ihrer gemeinsamen Ausstellung aufgreifen. Drei ursprünglich verschiedene Arbeiten fliessen hier zu einem neuen Ganzen zusammen und spielen mit den Komponenten von innen und aussen, die dem Thema der «Affect Studies» inhärent sind. Ein Raum wird konzipiert, der individuelle Innenwelten und gesellschaftlich-politische Anliegen verschmelzen lässt. Gleichzeitig wird stets auf deren Wechselwirkung hingewiesen, wobei insbesondere die «Bad Feelings» einen besonderen Stellenwert einnehmen.
Ingrid Käser und Mariska Keller bespielen dabei den «äusseren Raum». Zwei individuelle Archive von Zeichnungen und Bilder stellen die Grundlage, von der ausgehend die beiden Künstler_innen eine neue, organisch – diffuse Collage entstehen lassen. Manches wird herangezoomt, anderes weggelassen oder zu Neuem zusammengefügt. Düster, aber mit etwas Magisch-Wundersamen und einer schwer greifbaren Kraft. Ein Konzept, das eine Referenz zu Cvetkovichs Buch Depression: A Public Feeling (2012) bildet: Die Sackgasse, das Nicht-Mehr-Funktionieren-Können, birgt ein neues Potenzial. Ein Potenzial, das einen ganz und gar neuen Weg nehmen muss, einem unbekannten Hasengang folgend oder fallend, welcher kaum den gesellschaftlichen Konventionen von Erfolg entsprechen wird.
Weiterhin streicht Cvetkovich die Unmöglichkeit heraus, Allianzen zu bilden, solange ein Konsens des Versteckens negativer Gefühle dominiert. Ein Konsens des persönlichen Versagens anstelle kollektiver politischer Wut also. Käser und Keller spielen hier mit der Grösse und der Platzierung der gemeinsamen Collage: Flächendeckend nimmt sie den Raum des Schaufensters ein und kann nur von aussen betrachtet werden.
Gleichzeitig sorgt die Tapezierung der Scheiben für einen abgedunkelten Innenraum. Dieser wiederum ist fast leer. Einzig die schlichte Installation Sascha Emmetts erleuchtet den Raum. Die Arbeit zeigt ein Regal, darauf eine Reihe fast Identischer Medikamentendosen. Bei näherem hinsehen sind die Beschriftungen erkennbar; symbolisch für gesellschaftliche Wertvorstellungen wie Leistungsfähigkeit oder Effizienz, titeln darauf verschiedene «Affirmationen». Das, was gewöhnlich nach aussen performt wird, ist hier im Innenraum platziert. Die stille Reserviertheit des Raumes wird jedoch nochmals durchbrochen, sobald das Nebenzimmer betreten wird: Von allen Wänden schauen Texte herab, die die Affirmationen der Medikamentendosen in einen neuen Kontext und Sinnzusammenhang bringen. Den, des persönlichen Scheiterns, der Sackgasse oder eben dem - in einem bizarren Wunderland endenden - Rabbit Hole.
Das Rahmenprogramm mit Gästen soll in verschiedenen offen angelegten Formen Bezüge zur Ausstellung nehmen, mit weiteren Fragen ergänzen und Raum geben, zusammenzukommen um unsere Rabbit Holes zu zelebrieren.
Ausstellungsbesuch und Austausch
8. März
15 bis 19 Uhr
mit Mariska Keller
9. März
15 bis 19 Uhr
mit Ingrid Käser
15. März
15 bis 19 Uhr
mit Sascha Emmett
16. März
15 bis 19 Uhr
mit Mariska Keller
PROGRAMM:
1. März
ab 18 Uhr > Eröffnung
7. März
18 bis 20 Uhr > Workshop Silent Conversations in the Rabbit Hole mit Tyna Fritschy
23. März
ab 15 Uhr > Ausstellung geöffnet
ab 17.30 Uhr > Bar au Cactus & das Glücksversprechen (gemeinsam Sara Ahmed lesen) mit Ingrid Käser, Claudia Steffes-enn, Ursula Vogel, Mariska Keller
28. März
20 Uhr > Lesung: The Alphabet of Feeling Good
mit Sascha Emmett
31. März
15 bis 19 Uhr > Ausstellungsende: Out of the Habbit Hole Wir schenken euch unsere Bilder mit Mariska Keller, Ingrid Käser und Sascha Emmet
Die Textebenen der Ausstellung sowie die Workshops sind nur auf deutsch
Zugänglichkeit in den Ausstellungsraum
Teilweise rollstuhlgängig. Mit Rampe über einen Seiteneingang zugänglich. Sie ist etwas steil, mit Assistenz passierbar. Wir assistieren gerne. Toilette ist sehr schmal, und die Türe geht gegen innen auf, mit Rollstuhl leider nicht zugänglich. Bitte kontaktiere uns bei weiteren Fragen: info@lescomplices.ch
