09.03.2011
14.10.2011
06.07.2012
20 Uhr
Veranstaltung
 
 

close hearings

nr.1 - Frequency Hopping (Life as a Woman) Unsung songs of Hedy Lamarr, Bertha Pappenheim, Gustav Metzger and others
Michaela Melián

nr. 2 - UNINTENDED VOICES / ANSWERING RECEIVERS / MECHANIC PALAVER
Kalle Laar

nr. 3
Franziska Koch

close hearings ist ein in Kollaboration mit Anna Frei konzipiertes, in Serie angelegtes Format, das Künstler_innen einlädt, die an der Schnittstelle von Audiokunst- und Musikproduktion arbeiten. Innerhalb des Rahmens eines Live-Hörspiels oder einer DJ-Lecture stellen die Gäste Arbeiten vor, ordnen diese in neuen narrativen Zusammenhängen, verweisen auf Referenzen oder erläutern dem Publikum sonst nicht hörbare Details und Hintergründe. Die von Bertolt Brecht um 1930 formulierte Radiotheorie, in der er vorschlug, den "Rundfunk aus einem Distributionsapparat in einen Kommunikationsapparat zu verwandeln" wird hier in ein Live-Format rückübersetzt um sowohl die Produzent_innen als auch die Zuhörer_innen "nicht nur hören, sondern auch sprechen zu machen und sie nicht zu isolieren, sondern in Beziehung zu setzen."


close hearings, nr. 01
Frequency Hopping (Life as a Woman) Unsung songs of Hedy Lamarr, Bertha Pappenheim, Gustav Metzger and others
Michaela Melián
Mittwoch, 9. März 2011, 20:00 Uhr

Den Auftakt macht die in München und Hamburg lebende Künstlerin und Musikerin Michaela Melián. Für Les Complices* plant Michaela Melián eine visuelle DJ-Lecture in der sie die von ihr definierte Praxis des "Frequency Hopping" auf ihr eigenes Archiv anwendet. Damit versucht sie dialektische Bilder herzustellen, in welchen Vergangenheit und Gegenwart in der Konstellation eines produktiven Missverständnisses aufeinander treffen, Komplexitäten von Erinnerungen und historischem Wissen sich gegenseitig rückspeisen und damit Autenthizität und Linearität in Frage stellen.

Michaela Melián ist seit 1980 Sängerin und Bassistin der Band F.S.K. (Freiwillige Selbstkontrolle) und hat bisher zwei Soloalben veröffentlicht. Melián ist Verfasserin mehrerer Höurspiele u.a. "Föhrenwald" und "Speicher" die sich immer paralell auch in installativen Arbeiten äussern. Sie hat soeben das imaterielle Memorial "Memory Loops" fertiggestellt, in welchem sie basierend auf Transkriptionen historischer und aktueller Originaltöne von NS-Opfern und Zeitzeug_innen Collagen aus Stimmen und Musik erarbeitete, die mit der Topographie des Nationalsozialismus in München verknüpft sind. Sie ist seit 2010 als Professorin für zeitbezogene Medien an der HfbK Hamburg tätig.

Links: www.memoryloops.neto


close hearings, nr. 2
UNINTENDED VOICES / ANSWERING RECEIVERS / MECHANIC PALAVER
Kalle Laar
Freitag, 14. Oktober 2011, 19:00 Uhr

Für close hearings, nr. 02 laden Romy Rüegger, Anna Frei und Les Complices* zu einem Hörabend/einer DJ Lecture mit Kalle Laar. Die Veranstaltung dreht sich um verschiedene Aspekte und Phänomene aufgezeichneter, konstruierter und verselbständigter Stimmen und bringt diese in Zusammenhang mit dem Wunsch nach einem Medium und einer Aufführungspraxis, die nicht nur abspielt, sondern anweist, antwortet, Bezug nimmt, abhebt - mit Apparaten und Zuhörer_innen in Dialog tritt.

"The very idea of a 'Talking Machine' seemed impossible, the term an oxymoron. It denoted a contradictory combination of biological and mechanical function, a nineteenth-century cyborg." (Lisa Gitelman)

close Hearings, nr. 02 geht der Stimme nach. Der Stimme nicht nur als Kommunikationsinstrument, sondern als Medium, das lange bevor es Möglichkeiten gab Ton- und Geräusche aufzuzeichnen, als Speicherort gesellschaftlicher und kultureller Errungenschaften diente: Von ihrer zweckgebunden Verwendung, die es dem Menschen ermöglichte zum Beispiel die Natur zu imitieren, bis zur Stimme die andere Stimmen nachahmte und so den menschlichen Körper als transzendentes Abspielgerät nutzte.
Auch wenn Hugh Davies in seiner history of recorded sound zum Jahr 1150 v.Ch. folgende Szene beschreibt: "Chinese Prince speaks messages into special box which is delivered to another prince", so rückte die Ablösung der Stimme vom menschlichen Körper erst einiges später ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Sprachsynthese, die Bildung und Nachbildung von sprachlichen Artikulationsprozessen und menschlicher Sprache beispielsweise, wurde im 18. Jahrhundert durch Apparate wie Wolfgang Kempelens Sprechmaschine oder Joseph Fabers Sprachmaschine Euphonia eingeführt.

Anhand der DJ Lecture UNINTENDED VOICES / ANSWERING RECEIVERS / MECHANIC PALAVER lässt Kalle Laar per Vinyl Tonbandforscher_innen, Geisterseher_innen, Hypnotiseur_innen, Politiker_innen, Sänger_innen, Apparaturen und HAL9000 suggestive, ernsthafte und skurrile Botschaften verbreiten, und führt uns von historischen Aufnahmen der menschlichen Stimme - die älter sind als Edison`s Phonograph - bis zur Philips Superstereo Stereo-Demonstrationsplatte mit dem Titel "die Wunderlichen Träume des Herrn Wirklich". Ausserdem trifft auf dieser Klangreise der Electronic Voice Phenomenon Forscher Konstantin Raudive auf Florence Foster Jenkins, Yves Klein meldet sich aus dem Jenseits und trifft Luc Ferrari, Sprechversuche Mechanischer Apparate überschneiden sich mit von Walzen überspielten ungelenken Gesängen und poetischen Lehrplatten für Papageien, die an konkrete Poesie erinnern.

Kalle Laar bringt Besonder- und Sonderheiten aus dem Designinventar der Neuzeit mit: Mini-Plattenpieler und Tonträger aus der Sammlung des Temporary Soundmuseum.

Kalle Laar ist Komponist, Klangkünstler, DJ, Vinylforscher und Hörspielautor. Sein letztes Hörspiel "Seelophonisches Oratorium" entstand 2011 für den Bayerischen Rundfunk. Sein Temporäres Klangmuseum besteht seit 1996 und widmet sich in einer stetig wachsenden Sammlung den vielfältigsten Strängen und der Geschichte der Vinylkultur.

Links: www.soundmuseum.com

Veranstaltung in Kollaboration mit Plattfon in Basel statt.


close hearings nr. 3
Franziska Koch
Freitag, 6. Juli 2012, 20 Uhr

Im Rahmen des dritten Abends in der Reihe  close hearings  widmet sich Franziska Koch zufälligen Kompositionen und klanglichen Handlungsabläufen. Anhand von Beispielen einfacher Rythmisierungen von Räumen aus ihrer künstlerischen und musikalischen Praxis, sowie "beiläufig" entstandenen Aufnahmen, finden dabei musikalische Ereignisse zusammen, die in unterschiedlichen Kontexten und Zeiten entstanden sind. 

Franziska Koch arbeitet als Künstlerin und Musikerin an installativen Ausstellungen und experimentellen Aufführungen. Seit 2003 ist sie Bassistin bei der Musicperformancegruppe  Shanghai  mit Stini Arn, Monika Schori und Efha Hildtbrunner die an losen musikalischen Zusammenhängen, Aufnahmetechniken und Umsetzungen des Performativen arbeiten. Seit 2008 ist sie Bassistin der experimental melodic noise Gruppe  P.F.T.  mit Peter Emch und Tobias Oehmichen. An der Zürcher Hochschule der Künste arbeitet sie seit 2004 als Dozentin in der Bildenden Kunst.

Links: franziskakoch.net