Sexarbeiterin E. gibt ihren Salon auf. Die Umsetzung der neuen Prostitutionsgewerbeverordnung zwingt sie dazu. Nur: Der damals für ihren Auszug verantwortliche Sittenpolizist H. mischt sich weiterhin in ihr Leben ein. Möchte er E.s neues Engagement für eine globale Sexarbeiter_innenorganisation durchkreuzen? Was sonst bezweckt die Beharrlichkeit, mit der er E. auf ihre ehemalige Rolle festzulegen versucht? E. setzt sich zur Wehr. Sie beschliesst die Doppelmoral ihrem Beruf gegenüber von innen anzugehen – von H. aus. Doch es stellt sich heraus: Die gesellschaftlichen Gegenpositionen E. und H. sind bereits von einer unbekannten, nichtidentischen Energie durchdrungen. Grenzen zwischen Geschlechtern und argumentativen Positionen verrutschen und vervielfältigen sich. Umgearbeitet wird dabei ein stereotypes Sprechen, das Sexarbeit heute stigmatisierend an osteuropäische Migrant_innen, kulturellen Rückstand, Kriminalität, mangelnde Hygiene und Menschenhandel koppelt – und so die räumlichen Trennungen zwischen gesellschaftlichen Gruppen vertieft.
Das Projekt Striche durch Rechnungen bezieht sich auf aktuelles Geschehen in den Zürcher Stadtkreisen 4 und 5: Ein neuer Strichplan verlegt den Strassenstrich vom Sihlquai Ende August in Verrichtungsboxen nach Altstetten. Und seit Anfang 2013 verpflichtet die neue Prostitutionsgewerbe- verordnung die in Salons im Kreis 4 arbeitenden Sexarbeiter_innen, aufwendige Bewilligungsverfahren durchzustehen. Diejenigen, die sich dazu nicht in der Lage sehen, werden in die Illegalität oder in Grossclubs in die Agglomeration gedrängt. Oder sie finden sich aufgefordert, wo möglich, neue Wege einzuschlagen …
Performance, Schauspiel: Andreas Storm, Christoph Rath (Video)
Text, Projekt: Tim Zulauf
Dramaturgie: Andreas Storm, Andrea Thal
Kamera, Video: Franziska Koch
Ton: Susanne Affolter
Recherche: Andreas Lehner
Grafik: Roger Conscience
Assistenz: Angelo Romano, Gökçe Ergör
Produktionsleitung: Andrea Thal
Striche durch Rechnungen setzt sich aus unterschiedlichen Text- und Handlungsfragmenten zusammen, die während den Öffnungszeiten in wechselnder Reihenfolge wiederholt gespielt werden. Die Installative Dramatisierung kann durchgehend besucht werden. Eintritt frei.
Eine Koproduktion von KMUProduktionen und Les Complices *, realisiert mit Unterstützung von Stadt Zürich Kultur, Kanton Zürich Fachstelle Kultur, Georges und Jenny Bloch-Stiftung, Schweizerische Interpretenstiftung, Migros-Kulturprozent.